Deutscher Orden (auch als Deutschritterorden, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden bezeichnet,
lateinisch Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum), 1190 während der Belagerung von Akko
im Rahmen des 3. Kreuzzuges von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründeter Krankenpflegeorden,
der 1199 in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt wurde; sein Ordenszeichen
war das schwarze Kreuz auf weißem Mantel. Neben den Templern und den Johannitern war
der Deutsche Orden der dritte der großen mittelalterlichen Ritterorden, die während
der Kreuzzüge gegründet wurden.
Das Zentrum der Aktivitäten des Ordens verlagerte sich bereits im frühen 13. Jahrhundert
vom Heiligen Land ins Baltikum: 1225 bat Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden unter
seinem Hochmeister Hermann von Salza um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen (Preußen)
und überließ ihm dafür das Culmer Land (in Preußen). Kaiser Friedrich II.
ermächtigte den Orden 1226 in der Goldbulle von Rimini, das heidnische Gebiet im Norden
zu erobern, die Bewohner zu bekehren und selbst die Herrschaft in dem eroberten Gebiet auszuüben.
Damit war die Grundlage für den Deutschordensstaat geschaffen. Bis 1280 hatte der Orden
die Pruzzen besiegt; daneben konnte er sich dank seiner Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden
1237 in Livland festsetzen, 1308 erwarb er Pomerellen mit Danzig, 1346 Estland, 1398 Gotland,
und mit dem Erwerb der Neumark 1402 hatte das Territorium des Ordens seine größte
Ausdehnung erreicht.
1309 verlegte der Orden den Sitz seines Hochmeisters von Venedig, wo er seit 1291 residierte,
nach Marienburg in Westpreußen. Der Ordensstaat entwickelte sich zu einer bedeutenden
Wirtschaftsmacht im Ostseeraum, und seine wichtigsten Städte (u. a. Danzig, Thorn,
Königsberg) gehörten der Hanse an. Als die Christianisierung des Baltikums abgeschlossen
und die Missionsaufgabe des Deutschen Ordens erfüllt war, geriet der Orden zunehmend in
Gegensatz zu Polen, das in Personalunion mit Litauen, wo der Deutsche Orden nie hatte Fuß
fassen können, verbunden war. 1410 unterlag das Ordensheer bei Tannenberg einem polnisch-litauischen
Heer, und der Orden musste im 1. Thorner Frieden von 1411 einige Gebietsverluste hinnehmen.
Nach einer langwierigen Auseinandersetzung mit den preußischen Ständen, die von
Polen unterstützt wurden, musste der Orden im 2. Thorner Frieden von 1466 weitere
Gebiete an Polen abtreten (Pomerellen mit Danzig, Marienburg, das Culmer Land und das Ermland)
und die Oberhoheit des polnischen Königs über das restliche ostpreußische Ordensland
anerkennen; der Sitz des Hochmeisters wurde nach Königsberg verlegt. 1525 wandelte der
letzte Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, das preußische
Ordensland in ein erbliches, säkularisiertes Herzogtum unter polnischer Lehenshoheit um,
was von Kaiser, Papst und Deutschmeister jedoch nicht anerkannt wurde.
Im Heiligen Römischen Reich bestand der Orden weiter bis zu seiner Auflösung durch
Napoleon 1809. In Österreich wurde er 1834 als Hoch- und Deutschmeister" wiedergegründet
und konzentrierte sich in erster Linie auf Wohltätigkeitsarbeit. 1929 wurden die Hoch-
und Deutschmeister in einen rein geistlichen Orden umgewandelt, von 1938 bis 1945 war der Orden
verboten, und 1945 wurde er in Österreich und der Bundesrepublik wiederbelebt.
An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt
wurde; ihm zur Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur (Statthalter
des Hochmeisters), der Marschall (zuständig für das Heerwesen), der Tressler (Schatzmeister),
der Trapier (zuständig für die Ausrüstung) und der Spittler (Leiter des Hospitalwesens).
Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen
Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, seit 1525, seit der Säkularisierung
des Ordensstaates also, das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch-
und Deutschmeister bezeichnet wurde; den Landmeister für Livland sowie Landkomture für
die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde
verpflichteten Priester- und aus Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern.