Kreuzzüge, im Besonderen die auf Initiative des Papsttums hin durchgeführten Kriegszüge der abendländischen Christenheit ab 1095 zur Befreiung Jerusalems und des Heiligen Landes von der Herrschaft der Ungläubigen", der Muslime; im Allgemeinen die von der katholischen Kirche veranlassten und unterstützten Kriege gegen heidnische Völker und gegen Ketzer zur Christianisierung bzw. zur Wiederherstellung des katholischen Glaubens.
Anlass der Kreuzzüge in das Heilige Land war 1085 ein Hilferuf des
byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos an den Westen. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts
bedrängten die muslimischen Seldschuken das Byzantinische Reich; 1071 hatten sie bei Manzikert
in Anatolien das byzantinische Heer vernichtend geschlagen, 1077 Jerusalem, die bedeutendste
Stätte der Christenheit, erobert und 1085 Antiochia. Das Byzantinische Reich konnte dem
Druck der Türken kaum mehr standhalten und bat daher den abendländischen Westen um
Hilfe für die morgenländischen Christen gegen den gemeinsamen Gegner, dieungläubigen"
Muslime.
Am 27. November 1095 rief Papst Urban II. auf einem Konzil in Clermont-Ferrand vor
hauptsächlich französischen Klerikern und Laien zum Kreuzzug auf. Als dessen vordringliches
Ziel nannte er zunächst die Hilfe für die christliche Kirche des Ostens; die Befreiung
Jerusalems und des Heiligen Landes machte dann die Öffentlichkeit während der folgenden
Monate zum konkret greifbaren Ziel des Kreuzzugs. Ein weiteres, wenn auch nicht explizit formuliertes
Ziel, das die päpstliche Politik während der gesamten Kreuzzüge nachhaltig bestimmte,
war die Hoffnung des Papsttums, durch die Hilfe des Westens für die Christen des Ostens
eine Wiedervereinigung der Ost- mit der Westkirche - die beiden Kirchen waren seit dem Schisma
von 1054 gespalten - unter dem Primat Roms in die Wege leiten zu können.
Die Beweggründe der abendländischen Christen, sich den Strapazen des kostspieligen
und ungewissen Abenteuers Kreuzzug zu unterziehen, waren vielschichtig. Das Grundmotiv bei
allen Kreuzzügen war, wenn auch mit sehr unterschiedlicher Gewichtung, religiöser
Natur: Zum einen lockte eine meist recht indifferente eschatologische Hoffnung auf Erlösung
in Jerusalem, der himmlischen Stadt, wobei jedoch kaum zwischen himmlischem und weltlichem
Jerusalem unterschieden wurde. Zum anderen hatte Urban II. den Kreuzzugsteilnehmern die
Tilgung ihrer Sündenschuld in Aussicht gestellt. Dazu kamen demographische und ökonomische
Gründe: Bevölkerungszuwachs und Missernten hatten in Westeuropa das einfache Volk
in großem Umfang verarmen lassen, die Aussichten, dass sich die wirtschaftliche Situation
im eigenen Land entscheidend verbessern würde, waren äußerst gering, die Verlockungen
des himmlischen und des materiellen Lohnes im Heiligen Land umso größer. Ähnlich
die Lage beim Adel: Hier hatte sich aus wirtschaftlichen Gründen die Primogenitur durchgesetzt,
d. h., die jüngeren Söhne wurden nicht mehr angemessen mit Gütern ausgestattet,
und im relativ dicht besiedelten Westeuropa hatten sie kaum Möglichkeiten, Besitz zu erwerben.
Die Kreuzzüge boten ihnen nun die Chance, sich nicht nur im Kampf zu bewähren, sondern
auch materielle Güter zu erwerben oder sogar Herrschaften zu errichten. Die Chancen dafür
standen gut, da das Byzantinische Reich auf einem Tiefpunkt seiner Macht stand und zugleich
unter den Muslimen selbst, die weite Teile des Byzantinischen Reiches unter ihre Herrschaft
gebracht hatten, Konflikte aufzubrechen begannen, so dass sie sich auf keine gemeinsamen Maßnahmen
gegenüber den Christen mehr verständigen konnten. Eine willkommene und vom Papst
und den abendländischen Herrschern bei ihren Kreuzzugsaufrufen einkalkulierte Begleiterscheinung
war die Eindämmung des überhand nehmenden Fehdewesens im Westen: In den Kreuzzügen
konnten die zu kurz gekommenen Adligen ein Ventil für ihre Ambitionen finden.
Bei den späteren Kreuzzügen überwogen sicherlich materielle Motive: Der 1. Kreuzzug
hatte gezeigt, dass es möglich war, Besitz und Macht zu erwerben, und neue Anreize geschaffen.
Außerdem hatte die Eroberung des Heiligen Landes dem Handel neue Dimensionen eröffnet,
weshalb sich bald auch Genua, Pisa und Venedig, die bedeutendsten italienischen Handelsstädte,
in den Kreuzzügen engagierten. Neben religiösen und wirtschaftlichen Motiven sind
schließlich noch die politischen Ambitionen - Machtzuwachs, Machterhalt, Ansehen, Durchsetzung
gegenüber Rivalen - der Kreuzzugssführer bzw. derjenigen, die zu den Kreuzzügen
aufriefen, als weitere, nicht zu unterschätzende Triebkraft zu nennen.
Dem ersten offiziellen" Kreuzzug voraus ging der so genannte
Kreuzug der Armen". Umherziehende Prediger, allen voran der Mönch Peter von
Amiens, sammelten eine bunt zusammengewürfelte, schlecht ausgerüstete Menge - Bauern,
auch Frauen und Kinder, vor allem vom wirtschaftlich besonders gebeutelten Niederrhein - und
brachen Anfang 1096 in Richtung Jerusalem auf. Sie begannen ihren Kreuzzug gleich im eigenen
Land mit Pogromen gegen Juden, die Feinde Christi", und zogen dann plündernd
weiter donauabwärts durch Ungarn bis nach Byzanz. Diejenigen, die Kleinasien überhaupt
erreichten, wurden dort von den Türken vernichtet.
Im August 1096 brachen reguläre Kreuzfahrerheere, vor allem französische und lothringische
Ritter sowie Normannen aus Frankreich und Süditialien, Richtung Konstantinopel auf. Die
prominentesten ihrer Führer waren Bohemund, Gottfried von Bouillon, Raimund von Toulouse,
Robert von Flandern und Balduin I. von Boulogne. In Konstantinopel wurden die Kreuzritter
von Kaiser Alexios I. Komnenos höflich, aber zurückhaltend empfangen. Der Kaiser
hatte Söldner erwartet, die bereit waren, sich seiner Führung zu unterstellen, doch
es kamen selbständige und selbstbewusste Ritterheere. Alexios ließ die Kreuzritter
erst weiterziehen, nachdem sie ihm den Lehnseid geleistet hatten. Damit hatten sich die Kreuzritter
gegenüber dem byzantinischen Kaiser verpflichtet, die Gebiete, die sie erobern würden,
der Oberherrschaft des Kaisers zu unterstellen. Dieser Lehnseid sollte bald zum Anlass ständiger
Konflikte zwischen den Kreuzrittern und Byzanz werden.
Im Frühjahr 1097 zogen die Kreuzritter von Konstantinopel aus weiter.
Im Mai 1097 griffen sie das von den Seldschuken besetzte Nicäa an, das sich im Juni ergab,
allerdings nicht den Kreuzrittern, sondern den Byzantinern. Kurz nach dem Fall der Stadt trafen
die Kreuzritter bei Dorylaeum auf die seldschukische Hauptarmee und schlugen sie am 1. Juli
1097 vernichtend. Auf ihrem Weitermarsch durch Kleinasien stießen die Kreuzritter nur
noch auf geringen Widerstand. Nächstes bedeutendes Ziel war Antiochia. Im Oktober 1097
begannen die Kreuzfahrer mit der Belagerung der Stadt, im Juni 1098 konnten sie sie schließlich
einnehmen.
Bereits während ihres Zuges durch Kleinasien begannen die Führer der Kreuzzugsheere
zunehmend ihre eigenen machtpolitischen Interessen zu verfolgen: Im Herbst 1097 hatte sich
Balduin I. von Boulogne vom Hauptheer getrennt und war Richtung Osten gezogen, hatte Edessa
in seine Gewalt gebracht und dort 1098 eine Grafschaft errichtet. Nach der Eroberung Antiochias
machte Bohemund I. die Stadt zum Mittelpunkt seines Fürstentums Antiochia, und Raimund
von Toulouse begründete an der syrischen Küste die Grafschaft Tripolis. Konflikte
zwischen den Kreuzzugsführern blieben in der Folge nicht aus.
Ende November 1098 zog das Hauptheer der Kreuzritter von Antiochia aus
weiter Richtung Jerusalem. Anfang Juni 1099 schlugen die Kreuzfahrer in Sichtweite der Stadtmauern
Jerusalems ihr Lager auf, eroberten nach vierwöchiger Belagerung am 15. Juli 1099
die Stadt und richteten unter der jüdischen und muslimischen Bevölkerung ein grausames
Blutbad an.
Eine Woche später wählten die Kreuzritter Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen,
zum Vogt des Heiligen Grabes"; den Titel eines Königs von Jerusalem hatte Gottfried
für sich noch abgelehnt. Wenig später, am 12. August 1099, besiegten die Kreuzritter
unter Gottfrieds Führung bei Askalon ein muslimisches Heer. Bald darauf kehrte ein Teil
der Kreuzritter, soweit sie sich nicht schon in Edessa, Antiochia und Tripolis niedergelassen
hatten, nach Europa zurück. Diejenigen, die im Heiligen Land blieben, bauten in Jerusalem
einen am westlichen Vorbild orientierten, vom Lehnswesen bestimmten Staat auf, das Königreich
Jerusalem, und sicherten ihre Herrschaft über das Heilige Land.
Der Erfolg des 1. Kreuzzuges war hauptsächlich auf Streitigkeiten
unter den muslimischen Fürsten zurückzuführen und deren Unfähigkeit, sich
auf ein geordnetes Vorgehen gegen den gemeinsamen Gegner zu verständigen. Die Siege der
Kreuzritter hatten die islamische Seite weiter geschwächt, so dass die Kreuzfahrer in
den ersten Jahrzehnten nach der Eroberung Jerusalems ihre Herrschaften relativ ungestört
konsolidieren und ausbauen konnten. Allerdings kam es unter den Kreuzfahrerstaaten bald zu
Rivalitäten, Thronstreitigkeiten und Bruderkriegen, wodurch sie sich gegenseitig und als
Gesamtheit schwächten, während sich gleichzeitig die Muslime zu einem Gegenangriff
sammelten. 1144 eroberten die Seldschuken Edessa; der zuerst gegründete Kreuzfahrerstaat
war damit auch als Erster wieder untergegangen. Die anderen Kreuzfahrerstaaten hatten Edessa
keine nennenswerte Unterstützung gegen den muslimischen Angriff zukommen lassen.
Aber der Fall Edessas schreckte den Westen auf. 1145 rief Abt Bernhard von Clairvaux zum 2. Kreuzzug
auf. König Ludwig VII. von Frankreich, der staufische König Konrad III.
und Roger II. von Sizilien folgten diesem Aufruf und machten sich im Frühsommer 1147
mit ihren Heeren Richtung Jerusalem auf. Konrads Truppen wurden bereits bei Dorylaeum in Anatolien
von den Seldschuken geschlagen, und ein Großteil der Soldaten und Pilger kehrte demoralisiert
und verängstigt um. Von den französischen Truppen erreichte 1148 ebenfalls nur ein
kleiner Teil das Heilige Land, nachdem der Hauptteil unterwegs aufgerieben worden war. Zusammen
mit König Balduin III. von Jerusalem entschlossen sich Ludwig und Konrad im Juli
zu einem Angriff auf Damaskus, der aber bald wegen völlig unzureichender Vorbereitung
abgebrochen werden musste. Im Frühjahr 1149 kehrten Konrad und Ludwig in ihre Heimat zurück.
Parallel zum 2. Kreuzzug unternahmen die norddeutschen Fürsten, allen voran die Sachsen
unter der Führung Heinrichs des Löwen, einen von Papst Eugen III. ebenfalls
als Kreuzzug gebilligten Kriegszug gegen die heidnischen Wenden, den Wendenkreuzzug, der nur
bedingt erfolgreich war; er entband aber die Norddeutschen von der Teilnahme am Kreuzzug ins
Heilige Land und trug so mit zur militärischen Schwäche der Kreuzzugsheere bei. EinNebenergebnis"
des 2. Kreuzzugs war die Einnahme Lissabons: König Alfons I. von Portugal eroberte
1147 zusammen mit einer Kreuzfahrerflotte die Stadt von den Mauren.
Der Fehlschlag des 2. Kreuzzuges gab den muslimischen Fürsten
weiteren Auftrieb. Saladin brachte 1171 Ägypten unter seine Herrschaft, anschließend
Syrien und dehnte danach seinen Einflussbereich bis nach Mosul und Aleppo aus. Im Mai 1187
fiel er im Königreich Jerusalem ein, besiegte am 4. Juli die Europäer auf dem
Berg Hattin, nahm die meisten Festungen der Kreuzritter im Königreich Jerusalem ein und
am 2. Oktober 1187 schließlich auch die Stadt Jerusalem selbst. Als letzte ihrer
großen Festungen war den Kreuzrittern Tyrus geblieben.
Die Niederlage am Hattin und der Fall Jerusalems waren ein Schock für das christliche
Abendland. Am 29. Oktober 1187 rief Papst Gregor VIII. in einer Enzyklika zum 3. Kreuzzug
auf. Der Aufruf wurde emphatisch begrüßt, und die drei bedeutendsten europäischen
Monarchen leisteten ihm 1189 Folge: Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der französische
König Philipp II. Augustus und der englische König Richard I. Löwenherz.
Zusammengenommen stellten sie das größte Kreuzfahreraufgebot seit 1096, aber das
Ergebnis des Unternehmens war vergleichsweise mager. Friedrich nahm mit seinem deutschen Heer
den Landweg; er ertrank 1190 beim Baden im Fluss Saleph an der Südküste Kleinasiens,
woraufhin der größte Teil seines Heeres entmutigt nach Deutschland zurückkehrte
und nur wenige Kreuzritter ins Heilige Land weiterzogen. Philipp und Richard kamen auf dem
Seeweg ins Heilige Land. Nach langer Belagerung eroberten sie 1191 gemeinsam Akko, gerieten
dann jedoch in Streit, woraufhin Philipp nach Frankreich zurückkehrte und der Kreuzzug
praktisch ergebnislos beendet wurde. Richard konnte Saladin in einem Waffenstillstand lediglich
die Erlaubnis zu Pilgerbesuchen in Jerusalem abringen; die Stadt selbst blieb in muslimischer
Hand.
Eine gewisse Kontinuität im Heiligen Land stellten die mächtigen geistlichen Ritterorden
sicher, die seit dem 1. Kreuzzug in Palästina entstanden waren. Sie waren in der
Regel aus geistlichen Bruderschaften hervorgegangen, die sich ursprünglich der Pflege
und Versorgung von Pilgern und Kranken gewidmet hatten, und entwickelten sich rasch zu gut
organisierten, wohlhabenden und schlagkräftigen Orden, die zum Teil auch nach den Kreuzzügen
noch eminente Bedeutung und Macht hatten. Die wichtigsten waren der Templerorden (gegründet
1119), der Johanniterorden (1155) und der Deutsche Orden (1198).
Der 4. Kreuzzug (1202-1204), zu dem Papst Innozenz III. 1198
aufgerufen hatte, erreichte nie das Heilige Land, sondern wurde von Venedig bzw. dem venezianischen
Dogen Enrico Dandolo aus machtpolitischen Gründen nach Konstantinopel umgeleitet. Die
Kreuzritter hatten sich, da sie Venedig den vereinbarten Betrag für die Schiffspassage
nicht zahlen konnten, gegen das ausdrückliche Verbot des Papstes von den Venezianern zu
einem Angriff auf die dalmatinische Küstenstadt Zara überreden lassen, sozusagen
als Gegenleistung für die Überfahrt. Nach der Eroberung Zaras griffen die Kreuzritter
auf Betreiben Venedigs in die byzantinischen Thronwirren ein, nahmen Konstantinopel, plünderten
und brandschatzten die Stadt - die meisten der geraubten Kunstschätze gelangten nach Venedig -,
zerschlugen das Byzantinische Reich und errichteten das Lateinische Kaiserreich, dessen erster
Kaiser Balduin I. wurde. 1261 eroberte der byzantinische Kaiser Michael VIII. Palaiologos
Konstantinopel zurück und stellte das Byzantinische Reich wieder her.
Im Frühjahr 1212 brachen in Verkehrung des Kreuzzugsgedankens einige tausend Kinder, Angehörige
niederer Stände und Arme vor allem vom Niederrhein und aus Frankreich zum so genannten
Kinderkreuzzug auf; die meisten kehrten wohl bereits in Genua oder Marseille wieder um, viele
verschwanden spurlos, wurden wahrscheinlich in die Sklaverei verkauft.
1219 hatte ein christliches Heer auf Initiative des Papstes den ägyptischen Seehafen Damiette
im Nildelta eingenommen. In der Folge sollte Ägypten angegriffen und Kairo erobert werden,
um dann in Richtung Jerusalem vorzustoßen. Der Angriff auf Kairo musste jedoch abgebrochen
werden, weil die versprochene Verstärkung durch Kaiser Friedrich II. nicht eintraf.
Im August 1221 mussten die Kreuzritter auch Damiette wieder aufgeben, und im September löste
sich das Kreuzfahrerheer auf.
Der 5. Kreuzzug, zu dem Friedrich II. 1228 aufbrach, unterschied
sich bereits im Ansatz von den früheren. Friedrich hatte schon 1215 ein Kreuzzugsgelübde
abgelegt und es 1220 erneuert, seine Abreise jedoch aus innenpolitischen Gründen mehrmals
verschoben. Als ihm Papst Gregor IX. schließlich mit Exkommunikation drohte, brach
Friedrich im August 1227 auf, kehrte jedoch nach wenigen Tagen wieder um, weil er krank geworden
war. Erzürnt über diese neuerliche Verzögerung exkommunizierte der Papst den
Kaiser. Trotz des Bannes machte sich Friedrich im Juni 1228 noch einmal auf den Weg ins Heilige
Land. In Akko angekommen, nahm er Verhandlungen mit dem ägyptischen Sultan Al-Kamil auf
und erreichte auf Verhandlungswege die friedliche Übergabe der christlichen Stätten
Jerusalem, Nazareth und Bethlehem an das Königreich Jerusalem, wobei den Muslimen der
freie Zugang zu den ihnen heiligen Stätten garantiert wurde, und er erreichte einen zehnjährigen
Waffenstillstand. 1229 krönte sich Friedrich, der mit der Erbtochter des Königs von
Jerusalem verheiratet war, selbst zum König von Jerusalem.
Den 6. Kreuzzug (1248-1254) organisierte und finanzierte König
Ludwig IX., der Heilige, von Frankreich, nachdem die Muslime 1244 Jerusalem zurückerobert
hatten. Ende August 1248 segelte Ludwig nach Zypern ab, wo er den Winter über blieb. Am
5. Juni 1249 landete er in Ägypten und eroberte am folgenden Tag Damiette. Der Angriff
auf Kairo im Frühjahr 1250 endete jedoch mit einer Katastrophe: Im April 1250 musste Ludwig
kapitulieren, geriet mit seinem gesamten Heer in Gefangenschaft und kam erst gegen ein hohes
Lösegeld und die Übergabe Damiettes wieder frei. Anfang Mai 1250 segelte er nach
Akko ab und verbrachte die folgenden vier Jahre im Heiligen Land, wo er die Verwaltung neu
organisierte und Festungen neu bzw. wieder errichten und ausbauen ließ. Erst im Frühjahr
1254 kehrte er nach Frankreich zurück. Ludwigs Kreuzzug war gescheitert; was blieb von
seinem langen Aufenthalt im Heiligen Land, war das Interesse Frankreichs an Palästina.
Ludwig initiierte auch den 7. und letzten großen Kreuzzug (1270), dessen Ziel Tunis war.
Der Kreuzzug endete abrupt mit dem Tod Ludwigs, der zusammen mit Teilen seines Heeres im Sommer
1270 vor Tunis einer Seuche zum Opfer fiel.
Unterdessen gerieten die verbliebenen Kreuzfahrerbastionen in Syrien und Palästina unter
zunehmenden Druck durch ägyptische Truppen und wurden nach und nach von den ägyptischen
Mamelucken erobert. Als letzte große Festung fiel Akko am 18. Mai 1291, woraufhin
die europäischen Siedler zusammen mit den Templern und den Johannitern auf Zypern Zuflucht
suchten. Um 1306 setzten sich die Johanniter auf Rhodos durch, das sie praktisch als unabhängigen
Staat und letzten Außenposten der Kreuzritter im Mittelmeer behaupteten, bis es 1522
an die Osmanen fiel. 1571 kam auch Zypern, bislang unter venezianischer Herrschaft, an die
Türken. Andere lateinische Staaten, die im Zuge des 4. Kreuzzuges in Griechenland
entstanden waren, hielten sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts.
Der Untergang der Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land bedeutete zwar
nicht das Ende der Kreuzzugsbewegung im christlichen Europa, doch das Echo auf neuerliche Aufrufe
zu Kreuzzügen ins Heilige Land war von nun an äußerst dürftig, und spätere
Unternehmungen blieben erfolglos. Der Kreuzzugseifer richtete sich nun gegen Ungläubige
und Ketzer in der eigenen Umgebung, so z. B. gegen die heidnischen Litauer im Baltikum
und die Mauren in Spanien. In Syrien und Palästina hatten zwei Jahrhunderte der Kreuzzüge
nur wenig Spuren hinterlassen; nur einige beeindruckende Burgen der Kreuzritter, wie Margat
an der syrischen Küste, Montreal in Transjordanien, Crac des Chevaliers bei Tripolis und
Montfort bei Haifa in Israel, blieben bestehen. Auch sonst war die Bilanz der Kreuzzüge
eher negativ: Hunderttausende Menschen - Muslime und Christen - kamen ums Leben, West- und
Ostkirche blieben getrennt, und infolge der Kreuzzüge vertiefte sich die Kluft zwischen
Christen und Muslimen. Andererseits wirkte die Begegnung mit der muslimischen Welt auch befruchtend
auf die kulturelle Entwicklung des Westens, und der expandierende Orienthandel zog einen wirtschaftlichen
Aufschwung nach sich, der vor allem den oberitalienischen Handelsstädten wie Venedig und
Genua zugute kam.