Anfangsverse der Odyssee..................................................................... 2
Die 24 Gesänge....................................................................................... 2
Erster bis vierter Gesang..................................................................... 2
Fünfter bis achter Gesang.................................................................... 3
Neunter bis zwölfter Gesang................................................................ 3
Dreizehnter bis sechzehnter Gesang.................................................. 3
Siebzehnter bis Zwanzigster Gesang.................................................. 3
Einundzwanzigster und zweiundzwanzigster Gesang........................ 3
Dreiundzwanzigster und vierundzwanzigster Gesang........................ 3
Die Irrfahrten des Odysseus................................................................... 3
Kikonen, Lotophagen und Kyklopen..................................................... 3
Aiolos, Laistrygonen, Kirke und Hades................................................. 4
Seeungeheuer, Helios' Rinder, Kalypso............................................... 4
Mit
der Anrufung der Muse beginnt die – nach Homers Ilias – älteste Dichtung der
abendländischen Literatur:
Ándra moi
énnepe, Moúsa, polýtropon, hós mala pólla
plánchthe,
epeí Troiés hiërón ptoliéthron epérse;
póllon d'ánthropón
íden ástea kaí noon égno,
pólla d' ho g'
én pontó pathen álgea hón kata thýmon,
árnymenós hen
té psychén kai nóston hetaíron.
áll' oud' hós
hetaroús errhýsato, híëmenós per;
aúton gár
spheterésin atásthaliésin olónto,
népioi, hoí kata
boús Hyperíonos Éëlioío
ésthion; aútar
ho toísin apheíleto nóstimon émar.
In
der Übersetzung von Johann Heinrich Voss aus dem Jahr 1781 lauten die gesamten
Eingangsverse der Odyssee so:
Sage mir,
Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so
weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
Vieler
Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat,
Und auf dem
Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,
Seine Seele zu
retten und seiner Freunde Zurückkunft.
Aber die
Freunde rettet' er nicht, wie eifrig er strebte;
Denn sie
bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:
Toren! welche
die Rinder des hohen Sonnenbeherrschers
Schlachteten;
siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft.
In
12.200 solcher Hexameterverse, die in 24 Gesänge unterteilt sind, erzählt die
Odyssee, wie der König der kleinen Insel Ithaka nach zehn Jahren Krieg weitere
zehn Jahre umherirrt. Nach vielen Abenteuern kehrt er schließlich als Bettler
unerkannt heim und findet sein Haus voller Fremder, die sein Eigentum aufzehren.
Sie reden seiner Frau Penelope ein, er sei tot, und wollen sie zwingen, einen
von ihnen zu heiraten. In einem letzten Abenteuer muss Odysseus den Kampf gegen
diese Freier bestehen. Eine Parallelhandlung, die „Telemachie“, erzählt, wie
sich Telemachos, der Sohn von Odysseus und Penelope, auf die Suche nach dem
vermissten Vater macht.
Römisches
Fresko zur Odyssee (heute in der Biblioteka Apostolica des Vatikan, ca. 150-100
v. Chr.)Um die Spannung stets aufrecht zu halten, bedient sich Homer einer sehr
komplexen Erzählweise. Er arbeitet zum Beispiel mit Parallelhandlungen,
Rückblenden, Einschüben, Perspektiv- und Erzählerwechseln. Die Handlung wird
nicht chronologisch erzählt, sondern setzt kurz vor der Rückkehr Odysseus' nach
Ithaka ein. Sie gliedert sich wie folgt:
Der
Rat der Götter beschließt, Odysseus die Heimkehr zu ermöglichen. Daraufhin
fordert der Götterbote Hermes die Nymphe Kalypso auf, Odysseus ziehen zu
lassen. Unterdessen überredet die Göttin Athene in Gestalt des väterlichen
Freunds Mentor Odysseus' Sohn Telemachos, sich auf die Suche nach dem
vermissten Vater zu machen. Dessen Frau Penelope wird von zahlreichen Freiern
bedrängt, einen von ihnen zu heiraten.
Auf
einem selbstgebauten Floß verlässt Odysseus die Insel Ogygia, auf der Kalypso
ihn sieben Jahre lang festgehalten hat. Doch sein Widersacher, der Meeresgott
Poseidon, erregt einen Sturm, in dem das Floß untergeht. Als Schiffbrüchiger
rettet sich Odysseus mit letzter Kraft auf die Insel Scheria. In der Heimat der
Phaiaken, einer Nachbarinsel Ithakas, wird er gastfreundlich aufgenommen.
Im
zentralen Teil des Epos erzählt Odysseus zwei Nächte hindurch im Haus des
Phaiakenkönigs Alkinoos die Geschichte seiner Irrfahrten (siehe unten: Die
Irrfahrten des Odysseus).
Nun
werden die beiden Handlungsstränge, die „Telemachie“ und die eigentliche „Odyssee“
zusammengeführt. Odysseus kehrt mit Hilfe der Phäaken nach Ithaka heim, muss
sich aber im Haus des treuen Sauhirten Eumaios verbergen, bis er den Kampf mit
den Freiern wagen kann. Hier begegnet er auch dem von seiner erfolglosen Suche
zurückgekehrten Telemachos.
Zu
seinem Schutz verleiht Athene Odysseus die Gestalt eines Bettlers. Als solcher
kehrt er nach 20 Jahren in sein Haus zurück, wo ihn zunächst nur sein alter
sterbender Hund Argos wiedererkennt, später dann auch die alte Magd Eurykleia.
Insgeheim bereitet sich Odysseus auf den Kampf mit den Freiern vor.
Bei
einem Bogenkampf gibt sich Odysseus zu erkennen und tötet mit Hilfe von
Telemachos und Eumaios die Freier sowie die Mägde und Knechte, die sich als
untreu erwiesen haben.
Odysseus
sieht nach 20 Jahren seine Frau Penelope wieder. Doch erst nachdem sie ihn mit
einer List auf die Probe gestellt hat, erkennt sie in ihm den Gatten.
Anschließend besucht Odysseus seinen alten Vater Laërtes. In der Unterwelt
preisen Achilles und Agamemnon, Odysseus Mitkämpfer vor Troja, dessen
siegreiche Heimkehr. Die Göttin Athene schlichtet den Streit zwischen Odysseus
und den Verwandten der erschlagenen Freier.
Im
Zentrum des Epos steht in den Gesängen 9 bis 12 Odysseus eigene Schilderung
seiner Abenteuer bis zu seiner Landung auf der Insel der Phaiaken. Dieser, eher
märchenhafte Teil wird von vielen Forschern für das ursprüngliche Epos
gehalten, das später um die einleitende Telemachie und die ausführliche
Schilderung des Freiermords am Ende erweitert wurde.
Nachdem
die Ithaker Troja auf zwölf Schiffen verlassen haben, überfallen Odysseus und
seine Männer zunächst die mit den Trojanern verbündeten thrakischen Kikonen,
werden von diesen aber vertrieben. Dann verschlägt ein Sturm ihre Schiffe weit
über Kap Malea, die Südspitze der Peloponnes und die Insel Kythera hinaus ins
Land der Lotophagen, der Lotosesser. Einige Männer kosten von der Frucht, die
süchtig macht und sie ihre Vergangenheit und ihre Heimat vergessen lässt. Sie
müssen daraufhin mit Gewalt auf die Schiffe gebracht werden.
Anschließend
landen Odysseus und seine Gefährten auf einer Insel, die von je allein lebenden
einäugigen Riesen bevölkert ist, den Kyklopen. Der Kyklop Polyphem sperrt sie
in seiner Höhle ein und droht, sie nacheinander zu verspeisen. Odysseus, der
sich ihm listig als „Niemand“ (griechisch oudeís, zugleich ein Wortspiel, da es
auch ein Kosename für Odysseus ist) vorgestellt hat, gelingt es, Polyphem
betrunken zu machen und ihn dann mit einem glühenden Pfahl zu blenden. Als
andere Kyklopen auf Polyphems Gebrüll hin herbeieilen, ruft dieser ihnen zu,
„Niemand“ habe ihm etwas angetan, so dass sie wieder umkehren. Um seine Schafe
auf die Weide zu lassen, muss Polyphem den Stein vor seiner Höhle weg wälzen.
Indem sie sich am Bauchfell der Schafe festklammern, können Odysseus und seine
Gefährten entkommen. Als Polyphem ihre Flucht bemerkt, schleudert er Felsen in
die Richtung, in der er die Schiffe vermutet, verfehlt sie aber. Hochmütig
enthüllt Odysseus Polyphem seinen wahren Namen. In seinem Zorn bittet dieser
seinen Vater Poseidon, Odysseus auf dem Meer umkommen zu lassen oder seine
Heimkehr zu verhindern.
Der
Windgott Aiolos, dessen Insel er als nächste anläuft, schenkt Odysseus einen
Lederschlauch, in dem alle Winde eingesperrt sind, bis auf den, der seine
Schiffe sicher nach Ithaka treiben soll. Doch als Odysseus' ahnungslose
Gefährten kurz vor dem Ziel den Schlauch aus Neugier öffnen, entweichen alle
Winde und ihre Schiffe werden zur Insel des Aiolos zurückgetrieben. Dieser
verweigert daraufhin jede weitere Hilfe.
Als
nächstes gelangen Odysseus und seine Leute zu den Laistrygonen, einem
menschenfressenden Riesenvolk, das elf ihrer zwölf Schiffe vernichtet. Mit
seinem letzten Schiff kommt Odysseus zur Insel Aiaia, wo die Zauberin Kirke
(auch: „Circe“ oder „Zirze“) einige seiner Gefährten in Schweine verwandelt.
Ihm selbst gelingt es mit Hilfe des Götterboten Hermes, dem Zauber zu entgehen
und seine Gefährten zu befreien. Schließlich gewinnt er sogar Kirkes Liebe, die
ihn überzeugen will, für immer bei ihr zu bleiben. Die betreffende Zeile ist
ein Beispiel für Homers Wortmusik. Danach bezirzt Kirke Odysseus
folgendermaßen:
aíei dè
malakoísi kai haímylioísi logoísi
thélgei ...
(ímmer jedóch
mit weíchen schmeíchelnden Wörtchen ...)
Doch
nach einem Jahr beschließt er, die Heimreise fort zu setzen. Kirke rät ihm,
zuvor den toten Seher Teiresias im Hades, der griechischen Unterwelt, nach
seinem weiteren Schicksal zu befragen.
Im
Hades trifft er auch seine inzwischen verstorbene Mutter, Mitkämpfer aus dem
Trojanischen Krieg und seinen verunglückten Gefährten Elpenor, den er glaubte,
gesund bei Kirke zurück gelassen zu haben. Der Seher Teiresias gibt ihm
Ratschläge für die Weiterfahrt.
Nach
dem Besuch in der Schattenwelt segelt Odysseus zunächst an der von Klippen
umgebenen Insel der Sirenen vorüber. Mit ihren betörenden Gesängen locken die
Sirenen alle Schiffe in Hörweite ins Verderben. Um diese Gesänge dennoch hören
zu können, lässt sich Odysseus an den Mast fesseln, während seine Gefährten
sich die Ohren mit Wachs verschließen müssen. Anschließend passieren sie mit
knapper Not die Meerenge, an deren Rändern zwei Seeungeheuer drohen: die
sechsköpfige, menschenverschlingende Skylla und die Charybdis, die einen
Strudel verursacht, in dem ganze Schiffe versinken. Dazu segeln sie in
möglichst großer Entfernung von Charybdis nahe an Skylla vorbei, die sechs von
Odysseus Gefährten verschlingt.
Die
Gefährten des Odysseus rauben die Rinder des Helios (Pellegrino
Tibaldi)Ermattet und ausgehungert erreichen sie die Insel des Sonnengottes
Helios. Trotz Odysseus' Warnung schlachten die Gefährten dessen heilige Rinder.
Zur Strafe kommen sie nach ihrer Abreise allesamt in einen Sturm um. Nur
Odysseus kann sich auf die Insel Ogygia der Nymphe Kalypso retten. Diese hält
Odysseus sieben Jahre auf ihrer Insel fest und lässt ihn erst auf Geheiß der
Götter wieder ziehen. Er baut ein Floß und gelangt trotz eines Sturms, den
Poseidon entfacht, nach Scheria, der Insel der Phaiaken, wo die Königstochter
Nausikaa ihn nackt am Strand findet.
An
zwei aufeinanderfolgenden Abenden erzählt Odysseus den Phaiaken und ihrem König
Alkinoos seine Geschichte. Anschließend beschenken sie ihn reich und bringen
ihn heim nach Ithaka.